Jana Scheerer: Mein innerer Elvis

LUCHS (Kinder- und Jugendliteraturpreis von DIE ZEIT/Radio Bremen)

Nominiert für den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2011

Jana Scheerer
Mein innerer Elvis

Roman

248 Seiten. Farbiges Metallic-Leinen mit Schriftprägung
€ 17,95   €[A] 18,50   
ISBN: 978-3-89561-351-7

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Ich liebe Elvis. Er macht die beste Musik, die ich in meinem ganzen Leben gehört habe. Ich kenne Elvis aus dem Fernsehen, wo eine Dokumentation über ihn lief. Am Anfang fand ich das ziemlich langweilig und habe nur nicht umgeschaltet, weil ich eine Magengrippe hatte und mir bei jeder Bewegung noch schlechter wurde. Ich habe einfach dagelegen und auf den Fernseher gestarrt, den Mama mir eingeschaltet hatte, damit ich nicht so alleine bin. Elvis wurde in der Dokumentation immer fetter, was von dem ganzen Alkohol kam, den er getrunken hat. Das schwemmt auf, wie der Sprecher sagte. Außerdem war er fresssüchtig und aß einmal zwanzig Hamburger vor einem Konzert, nur um sie gleich wieder auszukotzen. Als ich das hörte, musste ich mich sofort zu der Schüssel vor meinem Bett runterbeugen. In dem Moment habe ich plötzlich eine tiefe Verbundenheit mit Elvis gespürt.
Als ich wieder hochschauen konnte, sagte der Sprecher »Elvis starb angeblich am 16. August 1977 an den Folgen seiner Tablettensucht.« Ich saß sofort aufrecht im Bett. Am 16. August habe ich Geburtstag. Und dann sagte der Sprecher, dass Elvis gar nicht gestorben ist, sondern seinen Tod nur vorgetäuscht hat, um der Mafia zu entkommen. Er war geheimer Agent der amerikanischen Kriminalbehörden und hat als Lockvogel ein Geschäft mit der Mafia gemacht. Als die gemerkt haben, dass Elvis gar kein Blödmann ist, dem sie das Geld aus der Tasche gezogen haben, sondern ein Agent, der sie hochgehen lassen wird, wollten sie ihn aus dem Weg räumen. Und da hat Elvis sich einen Tag bevor der Prozess gegen die Mafiatypen losgehen sollte aus dem Staub gemacht. In der Dokumentation wurde ein Mann gezeigt, mit grauen Haaren und Goldrandbrille. Er saß vor einer Bücherwand, und vor seinem Bauch wurde eingeblendet Allan McMorren, international anerkannter Graphologe. Der international anerkannte Graphologe lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück, hielt einen Kugelschreiber in der Hand, sah in die Kamera und sagte »aus graphologischer Sicht steht zweifelsfrei fest, dass Elvis seinen Totenschein selbst ausgefüllt hat.« Das fand ich ziemlich unheimlich, aber gleichzeitig auch irgendwie gut. Ist nur konsequent, dass, wenn Elvis seinen eigenen Tod vortäuscht, er auch den Totenschein selbst ausfüllt. Elvis hat auch viele Zeichen hinterlassen für die Leute, die sie zu lesen im Stande sind, sagte der Sprecher. Zum Beispiel steht auf seinem Grabstein Elvis Aaron Presley mit zwei A im Aaron und nicht mit einem, so wie Elvis seinen zweiten Namen eigentlich geschrieben hat. Das soll den wahren Fans zeigen, dass Elvis in dem Grab eigentlich gar nicht drin liegt. Genial, das den Leuten durch einen Rechtschreibfehler mitzuteilen. Dann habe ich eine Weile von der Dokumentation nichts mitbekommen, weil ich damit beschäftigt war zu überlegen, welchen Buchstaben ich auf meinem Grab einfügen oder weglassen könnte, wenn ich später mal meinen Tod vortäusche. Aber ob ich meinen Tod fake oder wirklich abkratze, ist den meisten Leuten wahrscheinlich eh egal. Und wenn ich auf meinen Grabstein »Anje« oder »Atje« schreibe, denken die Leute bei meinem Glück nicht, dass ich da gar nicht drin liege, sondern dass ich ’ne Leserechtschreibschwäche hatte. Als ich dann wieder zugehört habe, war in der Dokumentation eine Frau, die behauptete, Elvis hätte sie angerufen und ihr gesagt, dass er ein zurückgezogenes Leben in Michigan führt. Und dass besondere Leute, die zu seinem dreißigsten Todestag nach Graceland kommen, ihn vielleicht zu sehen bekommen werden. Damit meint er mich.

Rezensionen

»Eine quietschbunte, lustige und lockere Geschichte über Musik und das Leben, die auch jenseits der Sechzehn herrlich amüsant und lesenswert ist.«
Melissa Beyel, Deutschlandfunk

»Scheerer baut wundervoll komische Situationen und erfindet schrullige Figuren, macht raffinierte Andeutungen und entwickelt geistreiche Dialoge (...).«
Hartmut El Kurdi DIE ZEIT

»Glitzernd und pink kommt das Buch daher und schön schrill geht es darin zu.«
Kinder- & Jugendbuchliste des Saarländischen Rundfunks und Radio Bremens

»Ein Roadtrip, der beinahe alles auf die Schippe nimmt, was ihm vor die Stoßstange kommt.«
Westdeutsche Allgemeine Zeitung

»Mein innerer Elvis von Jana Scheerer ist ein wunderbar witziges, tiefsinniges und sehr kluges Buch.«
Gabi Eisenack, Nürnberger Zeitung

»Der Roman besticht aber über seine virtuose Situationskomik hinaus. Er schafft ein ungezwungenes Umfeld für eine Sozialkritik, die sich erfrischend unmoralisierend zeigt.«
Ina Schenker, Am Erker

»Ein Roman, der auch als modernes Märchen gelesen werden kann: Das hässliche Entlein verwandelt sich am Ende in einen wunderschönen Schwan (...).«
Sonja Badorek, Deutsche Welle

»So überzeichnet und gleichzeitig so wahr wie in Mein innerer Elvis hat noch keiner das Erwachsenwerden beschrieben.«
Esther Willbrandt, Radiobremen - Nordwestradio

»Ich habe lange keinen so kuriosen, liebevollen, lustigen Familienroman gelesen. (...) Jana Scheerer tröstet einen mit dieser Geschichte nachhaltig über die Schrullen des eigenen Klans hinweg.«
Antje Deistler, WDR 2

»Ein großer Spaß.«
Felix Bayer, Musikexpress

»Der spannende Roadtrip-Roman ist voll gespickt mit großen und kleinen Abenteuern mit feinen Zwischentönen zum Beispiel zum Thema, was Zusammenhalt und wirkliche Freundschaft ausmacht.«
Graceland - Elvis Presley Fachmagazin

»Scheerer (...) hat sich in ihrem zauberhaften und urkomischen Roman Mein innerer Elvis perfekt in die Gefühlswelt eines pubertierenden Teenagers hinein versetzt (...).«
Westdeutsche Zeitung

»Mit Mein innerer Elvis hat Jana Scheerer einen amüsanten und leichtfüßig schwebenden Roman über das Erwachsenwerden geschrieben.«
Claudia Cosmo, WDR 5

»Entlarvend analytisch der Witz ihrer Heldin, die die Familienstrukturen lakonisch demontiert und mit ihrem Außenseiterdasein den Leser bisweilen sehr zu rühren vermag.«
Berliner Zeitung

»Das ganze Buch ist eine Komödie der Extraklasse. So klasse, dass ich (...) behaupten würde, dass man es sehr gut auf die Kinoleinwand zaubern könnte!«
Lydia Harms, MDR Sputnik

»Das Ganze ist eine wunderbare Satire auf die USA (...). Absichtlich überzeichnet, überdreht und vielleicht gerade deshalb so unglaublich lesenswert.«
Jan Drees, WDR 1Live

»Scheerers Familienroman ist auch ein Roadmovie, wunderbar verrückt und urkomisch zugleich. (...) Und ganz nebenbei tritt Scheerer dem beflissenen Bildungsbürgertum kräftig eins vors Schienbein.«
Martina Hildebrandt, Nürnberger Nachrichten

»Am Ende aber findet Antje nicht nur Elvis, sondern auch sich selbst: Denn in jedem von uns steckt ein kleiner King (...).«
Die Presse

»Wie schon Scheerers Erstling ist auch Mein innerer Elvis geprägt von einem Humor, der stets stetig an der Grenze zum Absurden kratzt.«
Frank Schorneck, Trailer Ruhr

»Egal ob Roadtrip, Entwicklungsroman oder literarische Musikbox voller Anspielungen und Zitate: Mein innerer Elvis bringt den Rock'n'Roll leichtfüßig zurück in die Literatur.«
Kai Budler, StadtRadio Göttingen

Außerdem erschienen von Jana Scheerer

Jana Scheerer: Das Meer in meinem ZimmerJana Scheerer: Die RassistinJana Scheerer: Mein Vater, sein Schwein und ich