Helga M. Novak: wo ich jetzt bin

»Eine bedeutende deutsche Lyrikerin.«
Günter Grass

Helga M. Novak
wo ich jetzt bin

Gedichte
Herausgegeben von Michael Lentz

240 Seiten. Gebunden.
€ 19,90   €[A] 20,50   
ISBN: 978-3-89561-115-5

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wo ich jetzt bin

wo ich jetzt bin ist meine Kindheit gewesen auf dem
Sander – zwischen Urstromtal und Endmoräne hier hat die
Erde ein dickes Fell – aus Sand
ausgerüstet mit einem falschen Paß und meinem echten
Lachen habe ich mein Gesicht wiedergefunden
hier versickert jede Tränenflut hat die Eiszeit sich aus-
geweint

Streusandbüchse löscht alles aus und die Menschen
Gedanken wie ein Sieb
Geschichte des behaarten Nashorns in Tausenden von Jahren
begraben die stolzen Ulanen neben den nichtswürdigen
Siegern ich stehe auf einem Grabfeld aus französischen
Knochen

vergleichbar dem alten Mazedonien dreigeteilt auf diesem
kargen Sand Kiefern Wacholder Kartoffeln so viele Pläne
entfaltet zerronnen nunmehr überzogen von Nadelbetten und
den Metastasen der Rotkappen die auch Kosaken heißen
Warmzeit – solange der Nordpol es nicht auf die Spitze treibt
dickfellig
wird man uns ausstellen als Saurier 50 t schwer sowas ist
über die Erde gelaufen und versunken neben dem dickfelligen
Nashorn als das Pferd die Größe eines deutschen Schäferhundes
hatte

allgemeiner Gefügezusammenbruch übriggeblieben der lieb-
reizende Schachtelhalm in den Schonungen und wir die
Großform vor dem Untergang noch hüte ich mein verlorenes
zurückerobertes Gesicht und lerne meinen neuesten
Namen auswendig

Rezensionen

»Schmucklos schreibt sie und doch zart. Und immer menschenfreundlich.«
Meike Fessmann, Süddeutsche Zeitung

»Es gelingt dem Herausgeber vorzüglich, die zeitdiagnostischen, politischen, erotischen und geschichtsarchäologischen Motive in Novaks Dichtung in farbenreicher Kontrastierung zu bündeln.«
Michael Braun, Neue Zürcher Zeitung

Empfehlung der ZEIT-Redaktion

»Das Schöne an Novak hat Beschönigung nicht nötig. Um es zu entdecken, genügt es, das Buch wach zu lesen.«
Thomas Poiss, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Lakonische Wahrhaftigkeit und die gelebte weibliche Autonomie machen diese Poesie aus vier Jahrzehnten so lebendig und lesenswert.«
Katrin Hillgruber, Der Tagesspiegel

»Die Strophen sind Luftgebilde, schweben mit einer Leichtigkeit, die außer Sarah Kirsch keiner anderen deutschen Dichterin zu Gebote steht.«
Ulf Heise, Leipziger Volkszeitung

»Rauher als die Ikone Ingeborg Bachmann, zäher im Überlebenskampf als Inge Müller, rigoroser im Aussteigen aus bürgerlichen Lebensformen als Sarah Kirsch.«
Dorothea von Törne, Freitag

»Zwischen ungewolltem Aufbruch und gewollter Heimkehr sind Novaks Gedichte entwaffnend in ihrer Verlorenheit.«
Uta Beiküfner, Berliner Zeitung

»Was sie schreibt, folgt einer Notwendigkeit, die bezwingend ist. Mag sein, dass andere ihre Verse kitten, bei Novak sind sie durchlitten.«
Christoph Schreiner, Saarbrücker Zeitung

»Eine beeindruckende Auswahl mit einem leidenschaftlichen Nachwort.«
Der kleine Bund

»In diesen Gedichten ist vieles, was im Leben als verloren gilt, in aller Unschuld zurückgeholt. Eine poetische Behauptung, die bleiben wird.«
Jürgen Verdofsky, Badische Zeitung

Außerdem erschienen von Helga M. Novak

Helga M. Novak: Aufenthalt in einem irren HausHelga M. Novak: Die Eisheiligen / Vogel federlosHelga M. Novak: Im SchwanenhalsHelga M. Novak: LiebesgedichteHelga M. Novak: SilvaticaHelga M. Novak: solange noch Liebesbriefe eintreffenHelga M. Novak: solange noch Liebesbriefe eintreffen (CD)