Christian Saalberg: In der dritten Minute der Morgenröte

SWR2 Buch des Monats September 2019

Buch des Monats Oktober 2019 der Darmstädter Jury





Lyrikprospekt
2021

Christian Saalberg
In der dritten Minute der Morgenröte

Ausgewählte Gedichte
Lyrik
Mit einem Nachwort von Jürgen Brôcan
Herausgegeben von Mirko Bonné und Viola Rusche

392 Seiten inkl. Bildteil. Leinen. Lesebändchen
€ 32,00   €[A] 32,90   
ISBN: 978-3-89561-016-5

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Christian Saalbergs Gedichte sind von allerfeinster Art:
filigran, lebenserfahren, weltzugewandt. Eingeschrieben ist ausnahmslos jedem Vers das poetische Aufbegehren gegen Zweckmäßigkeit und Leistungswut. Das Kindliche, Erfinderische, das Schöne im Abseitigen und der Reichtum im Kleinsten, bei Saalberg ist es alles aufbewahrt.
Zu Unrecht ist der Dichter bislang als Geheimtipp nur Lyrikfreunden und -kennern bekannt. Saalberg erschrieb sich ein vom Surrealismus geprägtes, alle Tradition aber überflügelndes Werk und publizierte zwischen 1963 und 2005 im Stillen 23 Gedichtbände, die versessen machen auf den Saalberg-Sound. Liebe, Tod, Sagbarkeit und Würde des Randständigen sind Hauptthemen in diesem poetischen Kosmos. Christian Saalbergs Dichtung öffnet eine Tür, die einen neuen Blick auf die Realität erlaubt.
Es ist ein Dichter von Weltrang zu entdecken, der seine Bände fast unbemerkt zu einem Lobgesang auf die Poesie mitten im Leben zusammengeschmiedet hat.

Rezensionen

»Es ist die Wiederentdeckung einer ganz großen Gestalt der Gegenwartslyrik, unverwechselbar in ihrer Imaginationskraft und ihrem melodiösen Ton.«
Michael Braun, Signaturen Magazin

»Der Verzicht auf traditionelle Strophen, gepaart mit Lakonie und einem raschen Wechsel von Bildfragmenten erzeugt Gedichte von einzigartiger Leuchtkraft.«
Cornelius Hell, Ex libris (ORF)

»Durch die Aneinanderreihung von Momentaufnahmen, die in lyrische Bilder umgesetzt werden, entsteht etwas Einzigartiges, das beispielhaft wirkt und ein eigenes Lebenswerk begründet.«
Marcus Neuert, Fixpoetry

»Es gilt dabei, einen der brillantes deutschen Lyriker der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu entdecken.«
Lebensart im Norden

»Von ihrem Gestus her sucht diese Lyrik, die das Getragene wie die Lakonik kennt, den Dialog mit der Weltpoesie und ist der Vielfalt und Schönheit des Kleinen und Unscheinbaren verpflichtet.«
Manfred Bosch, ekz.bibliotheksservice

»Ein stiller, feiner, unaufdringlicher Mensch, der sehr genau verfolgte, was in der Welt und auch in der Welt der Literatur vor sich ging.«
Michael Roesler-Graichen, Boersenblatt.net

»Ein großer Lyriker ist neu zu entdecken.«
Johannes Breckner, Wiesbadener Tagblatt

»Saalbergs Gedichte zeichnen sich aus durch (...) ein bemerkenswertes Vertrauen in die Worte, in die Kraft des Schreibens als Mittel gegen die Vergänglichkeit.«
Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung

»Zu seiner Lyrik gehört ein lebenslanger Optimismus, den er an seine Leserschaft weitergibt.«
Kai U. Jürgens, Kieler Zeitung

»Christian Saalberg verspricht Rettung, ästhetische Vollkommenheit und schöpferische Freiheit.«
Björn Hayer, neues deutschland

»Er wurde zum Dichter der Vergänglichkeit, der mit traumverlorenen, eindringlichen Melodien das Wunder des Daseins und auch die Begrenzungen der Existenz besang.«
Volltext

»›Ich habe nicht mehr viel zu sagen‹, verkündete der Dichter Christian Saalberg im Jahr 1991, als er bereits ein Dutzend Gedichtbände veröffentlicht hatte, ohne dass der Literaturbetrieb davon Notiz genommen hätte. Dass Saalberg seine skeptische Prognose falsifizierte, indem er nach 1991 sein zwischen surrealistischer Bildlichkeit, romantischem Vokabular und religiös gefärbter Tonlage changierendes Werk immer weiter verfeinerte, ist ein Glücksfall für die deutsche Gegenwartslyrik. ›Ich mag ihre Gedichte besonders‹, schrieb ihm 2001 der Literaturwissenschaftler Alexander von Bormann, ›sie sind so reich in den Formen, schwingend im Ton, atemnah, immer wieder überraschend.‹
1926 als Christian-Udo Rusche in Hirschberg im Riesengebirge geboren, erlebte der 17-Jährige als Soldat die Schrecken des deutschen Vernichtungskriegs im Osten, mit einem der letzten Schiffe gelang ihm die Flucht über die Ostsee. Im völlig zerstörten Kiel hörte er 1946 Vorlesungen über Baudelaire und die poetische Moderne von Rimbaud bis René Char und fühlte sich seither der französischen Geisteswelt verpflichtet. Saalberg führte ab 1953 eine Doppelexistenz: In seinem bürgerlichen Leben wurde er Rechtsanwalt, sein ›zweites Leben‹ als Dichter schützte er durch ein Pseudonym, das mit dem glücklichsten Ort seiner Kindheit verbunden war: in Saalberg im Riesengebirge stand das Sommerhaus seiner Großeltern. Bei seinem Tod am Himmelfahrtstag 2006 umfasste Christian Saalbergs Werk 23 Bände, die alle nur eine winzige Öffentlichkeit erreichten. Unter der Herausgeberschaft von Mirko Bonné und Viola Rusche, der Tochter des Dichters, hat nun der Verlag Schöffling & Co. eine sorgsam komponierte Auswahl von Saalbergs lyrischem Werk vorgelegt. Es ist die Wiederentdeckung einer ganz großen Gestalt der Gegenwartslyrik, unverwechselbar in ihrer Imaginationskraft und ihren melodiösen Elegien: ›Die Zikaden haben eine Medaille verdient. /Sie setzen ihr Leben gegen die Dunkelheit aufs Spiel. // Das Nein entfernt sich und das Ja kommt näher. // Im Schlaf hole ich Atemzüge ein, die vor mir / gelebt haben, in einer anderen Zeit.‹«
Michael Braun, Jurybegründung zum Buch des Monats Oktober 2019